Endoskopische Neurochirurgie

Bei endoskopischen neurochirurgischen Operationen werden Eingriffe im Ventrikelsystem minimal invasiv mit Hilfe eines Endoskops durchgeführt. Über ein Bohrloch wird das Endoskop in die Hirnkammer vorgeschoben und über Arbeitskanäle mit speziellen miniaturisierten Instrumenten die Operation vorgenommen.

Krankheitsbilder

Täglich wird etwa einen halben Liter Hirnwasser (Liquor) in den Hirnkammer produziert, das über eine genau definierte Passage abfließen muss, bevor es ins Blut abgeleitet wird. Kommt es im Verlauf dieses Abflussweges zu einer Blockade, so entsteht ein Rückstau mit Erweiterung des Hirnkammersystem vor diesem Hindernis.

Meist wird ein solcher Aufstau (Hydrocephalus) mit einer operativen Ableitung des Hirnwassers (Shunt) behandelt. Dabei wird ein dünner, weicher Katheter in die erweiterten Hirnkammern vorgeschoben und über ein Ventil, das die Abflussmenge regelt, in den Bauchraum, seltener in eine Halsvene, abgeleitet. Diese Shuntoperation ist ein Standardverfahren, das seit Jahrzehnten erfolgreich in der Neurochirurgie durchgeführt wird, aber auch selbst Komplikationsmöglichkeiten durch Überdrainage und Unterfunktion mit sich bringt. Eine Alternative zur Implantation eines Shuntsystems wäre daher wünschenswert.

Endoskopische Behandlung

In speziellen Fällen wird der Hirnwasseraufstau durch ein endoskopisch behandelbares Hindernis z.B. durch eine Membran, eine Zyste oder einen Tumor verursacht. 

Bei der endoskopischen Ventrikulostomie wird durch eine punktförmige Eröffnung einer Hirnkammer ein Umgehungskreislauf des Hirnwasser geschaffen und damit der Überdruck behandelt. Eine erfolgreiche endoskopische Behandlung macht die Implantation eines Shuntsystems überflüssig.

Kolloidzysten sind gutartige angeborene Veränderungen, die im Lauf des Lebens an Größe zunehmen können. Durch ihre Lage in der Nähe einer Engstelle des Hirnkammersystems können sie zu einem Hirnwasseraufstau führen. Dann ist eine operative Entfernung der Zyste indiziert. 

Für die Behandlung von Kolloidzysten stehen sowohl offene mikrochirurgische als auch endoskopische Operationstechniken zur Verfügung. Welches Verfahren sicherer ist, kann nur anhand der individuellen Gegebenheiten wie Zystengröße und -lage und Weite der Hirnkammern mit dem Patienten besprochen werden. Mit ausreichender Erfahrung in endoskopischen Eingriffen lässt sich die Kolloidzyste in ausgewählten Fällen jedenfalls endoskopisch über einen minimal invasiven Zugang entfernen.

Arachnoidalzysten sind ebenfalls angeborene zystische Veränderung allerdings typischerweise an der Oberfläche des Gehirns. Durch Größenzunahme können sie zu Druck auf umliegende Strukturen symptomatisch werden und ebenfalls mit einem endoskopischen Eingriff behandelt werden.

Neubildungen im Ventrikelsystem (Ventrikeltumore) können ebenfalls durch einen Hirnwasseraufstau zu Symptomen führen. Mit Hilfe eines endoskopischen Eingriffs kann eine Gewebeprobe zur Diagnosestellung und Therapieplanung minimal invasiv entnommen werden.

Warum ist die genaue Planung einer endoskopischen Operation wichtig?

Nur mit einem exakt platzierten Bohrloch und in genauem Winkel kann das Hirnkammersystem mit dem Endoskop schonend erreicht werden: Zunächst wird der Zielpunkt exakt geplant, dann der schonendste Weg dorthin definiert und schließlich anhand dieser Linie der Eintrittspunkt des Endoskops eingezeichnet.

So können funktionell wichtige Hirn- und Gefäßstrukturen größtmöglich geschont werden. Die Abbildung stellt die Planung eines endoskopischen Eingriffs durch eine Engstelle im Ventrikelsystem dar: Wichtig ist der größtmögliche Abstand des Endoskops zu den umgebenden Strukturen! Daher kommt der genauen Planung des Eingriffs noch vor der Operation große Bedeutung zu!